Streiten ohne Angst vor Trennung: Das müsst ihr beachten
In einer Welt, in der Konflikte unvermeidbar sind, müssen Paare lernen richtig miteinander streiten zu können, ohne dabei Angst vor einer Trennung zu haben
Auch in der besten Beziehung kann es mal soweit kommen: Wegen einer Meinungsverschiedenheit oder eines Missverständnisses liegen du und dein Partner euch plötzlich in der Wolle. Doch auch, wenn man sich mal fetzt, kann man darauf achten, dass die Situation nicht eskaliert. Einige Therapeuten sehen Streit nicht immer als etwas schlechtes an, sondern auch als eine Möglichkeit an sich zu wachsen und seinen Horizont zu erweitern. Darum ist es also wichtig, richtiges Streiten zu erlernen, und dabei seinen Ängsten nicht die Oberhand zu geben. Wenn du jedoch gerade bei einem Streit immer die Angst bekommst, dass eure Trennung bevorsteht, sind hier ein paar hilfreiche Dinge, die du beachten solltest.
Es gibt einige Punkte, die ihr beachten könnt, damit ihr ihr euch keine unnötigen Trennungsängste machen müsst:
#1 Gebt euch eine kurze Auszeit
Es ist nicht immer leicht, in einem Streit die Nerven zu behalten. Wenn ihr merkt, dass ihr kurz davor seid, richtig auszurasten, nehmt euch ein paar Minuten Zeit und geht aus dem Raum. Lasst euch gegenseitig Zeit zum Durchatmen. Während ihr getrennt seid, könnt ihr die Möglichkeit nutzen, eure Gedanken zu ordnen und zu reflektieren, was wirklich wichtig ist und welche Aspekte des Konflikts ihr klären möchtet. Geht vielleicht in die Küche und holt euch ein Glas Wasser. Mit neuer Energie könnt ihr dann wieder ins Gespräch gehen.
Du hast dich etwas beruhigt? Gut, was kannst du noch tun?
#2 Hört euch gegenseitig zu
In jeder Partnerschaft kommt es früher oder später zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen. Doch um eine gesunde Beziehung aufrechtzuerhalten und Streitigkeiten ohne Angst vor einer Trennung zu bewältigen, bedarf es einer einfühlsamen Kommunikation. Ein grundlegender Schritt ist das Zuhören, ohne vorschnelle Urteile oder den Wunsch, den eigenen Standpunkt um jeden Preis durchzusetzen.
In hitzigen Momenten neigen wir dazu, unseren Partner bewusst misszuverstehen, um unsere Ansichten zu verdeutlichen. Jedoch führt dies oft zu einer weiteren Eskalation der Situation. Stattdessen sollten wir uns bewusst dafür entscheiden, unserem Partner aufmerksam zuzuhören, empathisch zu sein und seine Perspektive zu verstehen.
Das Zuhören ist nur der erste Schritt. Im Anschluss daran ist es wichtig, ruhig und respektvoll unsere eigene Sicht der Dinge darzulegen, ohne den anderen zu unterbrechen oder abzuwerten. Indem wir unsere Gefühle und Gedanken offen teilen, schaffen wir Raum für eine offene Diskussion und das Gefühl, ernstgenommen zu werden.
Den nächsten Fehler machen viele Paare, doch das kann toxisch werden:
#3 Trefft keine absoluten Aussagen
In einem produktiven Streitgespräch geht es um die Lösung eines spezifischen Konflikts, ohne unnötig das Fass zu vergrößern. Das bedeutet, dass man keine absoluten Aussagen treffen sollte, die den Partner in die Defensive drängen könnten. Sätze wie „Das machst du immer“ oder „Dauernd tust du das und das“ sollten vermieden werden, da sie oft nicht nachprüfbar sind und den Partner das Gefühl geben, sich für sein gesamtes Leben rechtfertigen zu müssen.
Die meisten von uns waren mal frustriert, weil wir entweder das Gefühl hatten, unser Partner macht sich weniger Mühe in der Beziehung oder verdreht absichtlich zum Eigennutz die Realität. Doch manchmal steckt gar keine böse Absicht dahinter. Das kannst du tun, um keine absoluten Aussagen zu treffen, und euch gegenseitig in die Ecke zu treiben:
#4 Zeig deine Perspektive
Du möchtest deinen Partner im Gespräch nicht durch Aussagen, die verletzen oder beschuldigen verlieren. Stattdessen ist es wichtig, sich auf das eigentliche Problem zu konzentrieren und offen über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen. Versucht, Ich-Botschaften zu verwenden, um eure Perspektiven auszudrücken, z.B. „Ich fühle mich verletzt, wenn dies und das passiert, weil es mir das Gefühl gibt, nicht respektiert zu werden.“
Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich zusammen darauf zu einigen, was ihr jetzt klären wollt. Sich in einen Streit zu verfangen, wenn man jahrelang in einer Beziehung ist, kann manchmal ein Fass öffnen, welches alle Dinge beinhaltet, über die ihr heute noch frustriert seid. Ihr werdet mit einem Gespräch wahrscheinlich nicht alles lösen können, und das ist okay.
Das nächste Verhalten ist ein absolutes No-Go, und trotzdem tun es Paare immer wieder:
#5 Keine Schimpfworte
Eine Sache, die in einer Beziehung nie fehlen darf, ist Respekt. Es mag zwar auf den ersten Blick albern erscheinen, aber unterschätze niemals die Wirkung von verletzenden Worten. Selbst wenn sie ursprünglich im Spaß ausgesprochen wurden, können sie im Streit alle Brücken einreißen und unheilbare Wunden hinterlassen. Schimpfworte sind schon gar nicht okay, wenn sie beleidigend gegenüber dem Partner verwendet werden. Statt Schimpfworte zu benutzen, sollte man versuchen, seine Gefühle und Anliegen klar und respektvoll zu kommunizieren. Ehrliche und konstruktive Gespräche sind der Schlüssel, um Missverständnisse auszuräumen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Es ist verständlich auch mal ein Hitzkopf zu sein, wenn man sehr frustriert und ängstlich ist. Doch eine Sache sollten sich viele Partner auf die Stirn schreiben:
#6 Nimm eine Entschuldigung an
Wenn einer von euch beiden den Mut hat, sich aufrichtig zu entschuldigen, ist es von großer Bedeutung, diese Entschuldigung anzunehmen. Indem ihr die Entschuldigung akzeptiert, zeigt ihr eure Bereitschaft, den Konflikt hinter euch zu lassen und vorwärts zu schauen. Es ist ein Zeichen von Vergebung und Versöhnung.
Zusätzlich ist es wichtig, die Verfehlungen des Streits nicht immer wieder aufzukochen. Nach einer aussprechenden Diskussion sollten alle beteiligten Parteien die Möglichkeit bekommen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Die Aussprache sollte ein Wendepunkt sein, der es euch ermöglicht, die Vergangenheit hinter euch zu lassen und eine konstruktive Zukunft aufzubauen. Gerade während oder nach einem Streit, fällt es vielen Menschen sehr schwer sich verletzlich zu zeigen und sich zu entschuldigen. Wenn der Partner es also aufrichtig tut, sollte man alleine das respektieren.
Wenn du dazu tendierst, dir ständig Sorgen um die Beziehung machen, solltest du dir eine Frage beantworten können:
Woher kommt diese Verlustangst?
Es kommt in eurer Beziehung ab und zu mal zum Streit, doch dich lassen deine Sorgen um den Verlust deines Partners nicht los? Niemand will verlassen werden und einige Menschen neigen eher dazu, sich die Möglichkeit vor Augen zu ziehen. Verlustangst ist ein emotionales Phänomen, das Menschen dazu veranlassen kann, sich in ihren eigenen Beziehungen selbst zu sabotieren. Es handelt sich um die tief verwurzelte Angst davor, von geliebten Personen verlassen oder abgelehnt zu werden. Die Ursprünge dieser Angst können oft in der Kindheit gefunden werden, wo emotionale Bindungen geprägt werden. Diejenigen, die unter Verlustangst leiden, neigen dazu, spezifische Verhaltens- und Denkmuster zu entwickeln. Sie zweifeln häufig an der Aufrichtigkeit und Intention ihrer Mitmenschen und entwickeln ein ständiges Misstrauen, selbst in festen Partnerschaften. Dieses Misstrauen kann zu einem Teufelskreis führen, da es das Verhalten der Partner beeinflusst und so tatsächlich zu einer Selbsterfüllenden Prophezeiung wird.
Hast du das Gefühl, du leidest darunter? Dann kannst du dir ein paar Sachen merken, um deine Beziehung in Zukunft aufrecht zu erhalten:
#7 Arbeite an deinem Selbstbewusstsein
Die Ursprünge dieser Verlustangst gehen tief in unser Inneres zurück und sind eng mit unserem Selbstbewusstsein verbunden. Die Furcht, nicht gut genug für unseren Partner zu sein, nährt die Eifersucht und lässt uns potenzielle Rivalen in jedem Menschen sehen, der unserem geliebten Menschen nahe steht.
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist entscheidend, um diese Unsicherheiten zu überwinden. Es erfordert Selbstreflexion und die Anerkennung unserer Stärken und Erfolge. Manchmal neigen wir dazu, uns selbst zu kritisieren und unsere Leistungen herunterzuspielen, aber es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was uns einzigartig macht und worauf wir stolz sein können.
Nicht immer fällt es leicht, unsere eigenen Vorzüge zu erkennen. Doch hier können uns auch unsere Freunde helfen. Sie haben oft einen klareren Blick auf unsere positiven Eigenschaften und können uns ermutigen, diese anzuerkennen.
Indem wir an unserem Selbstbewusstsein arbeiten, werden wir uns allmählich von der Angst vor Verlust und Eifersucht befreien. Wir werden lernen, uns selbst und unseren Partner zu vertrauen und uns sicherer in der Beziehung fühlen.
#8 Sei du selbst
Es ist leicht sich mit anderen zu vergleichen und sich schlecht zu fühlen, wenn man selbst gerade Probleme mit dem Selbstwertgefühl hat. Doch das Gras ist nicht immer grüner auf der anderen Seite, und so zu denken, macht dir nur noch mehr Druck, dich oder deine Beziehung zu optimieren. Insta-Pärchen oder Influencer, die dir vermitteln wollen, dass du zig Dinge kaufen oder tun sollst, damit er bei dir bleibt oder dich unwiderstehlich findet, werden genauso schlechte Tage in ihrer Beziehung haben wie du. Achte also nicht zu sehr auf die Meinung von anderen und fokussiere dich auf deine Wünsche und Bedürfnisse.
Egal was in eurer Beziehung auch passieren mag, es sollte nichts an deinem Selbstwert ändern. Du bist und bleibst eine Person auf die du stolz sein kannst, besonders, wenn du die Tipps für einen richtigen Streit befolgst und daraus gelernt hast.