Venus Berlin 2022: Von der Webcam in die Realität – ein Rückblick
Nach zwei Jahren Zwangspause ist Deutschlands größte Erotikmesse zurück: die Venus Berlin. Wir geben dir einen kleinen Rückblick auf das Event!
Auf dem Weg zur Kinky Area laufen sie mir das erste Mal über den Weg: Nackte Menschen, die nicht als Akteure auf der Messe sind, sondern Besucher*innen sind, die hier einfach frei unterwegs sein wollen. Ich blicke mich um und stelle fest, dass es für die Mehrheit völlig normal ist – auch für mich. Schließlich sind wir alle nackt auf die Welt gekommen. Und wer jetzt denkt, dass die männlichen Nackedeis mit erigiertem Glied durch die Gegend laufen, der hat sich geirrt. Auf der Venus kann jeder sein, wie er will. Und das hinterlässt jetzt schon bei mir ein positives Gefühl.
Nicht jedermanns Sache
Wie erwartet, ist die Kinky Area ein echter Spielplatz für alle Fetisch-Interessenten. Ein gesunder Mix aus Shows, Modeschauen, Models und Shops lädt alle Neugierigen zum Schauen und Verweilen ein. Gerade ist die sogenannte Fistschwester auf der Bühne – und sie macht ihrem Namen gleich alle Ehre. Auf Details möchte ich an dieser Stelle verzichten, aber um es kurz zu fassen: Eine Faust plus ein Gesäß eines Mannes ergeben ein Match. Vor mir steht ein Pärchen, das nicht viel mit dem anfangen kann, was vor ihnen demonstriert wird. Sie gehen und ich rücke weiter interessiert nach vorne und schaue dem Treiben wie gebannt zu. Für mich persönlich hat das zwar nichts Erotisches an sich, aber ich finde es schon interessant, was anatomisch alles möglich ist. Vor allem bewundere ich, mit was für einer Gelassenheit der Mann sich seinen Anus bearbeiten lässt. Am Ende reihe ich mich sogar der applaudierenden Masse ein.
Ethischer Pornokonsum mit Paulita Pappel
Dann entscheide ich mich fürs Verweilen, denn am Stand von Insomnia treffe ich auf Paulita Pappel. An der spanischen Pornographin führt aktuell kein Weg vorbei. Sie ist derzeit Vorreiterin, wenn es um Erotikfilme geht, die sich mit der weiblichen Lust beschäftigen. Außerdem hat sie zusammen mit Jan Böhmermann den ersten öffentlich-rechtlichen Porno produziert. Die Venus ist auch für sie jedes Jahr ein besonderer Anlass. „Es ist eine Bereicherung den direkten Kontakt zu haben, damit die Leute hinter den Kulissen als Menschen wahrgenommen werden und ein produktiver Dialog über ethischen Pornokonsum entsteht“, teilt sie mir energetisch mit. Sie wolle den Besucher*innen die Vielfalt von Pornographie und die Arbeit, die dahinter steckt, nahelegen. Denn mit ihrer neuen Organisation Free Speech Coalition Europe setzt sich die Produzentin für mehr Gerechtigkeit für die Akteure vor der Kamera ein und hat eine ganz klare Message, die sie jedem Anwesenden ans Herz legt: „Zahlt für eure Pornos!“
Für einen Tag sind das selbst für mich schon ziemlich viele Eindrücke. Ich entscheide mich dazu, am Sonntag nochmal zurückzukehren, um mir ein Fazit von der gesamten Messe einzuholen. Leider kriege ich da auch zu erfahren, dass die Messe nicht gänzlich friedlich abgelaufen ist: