Venus Berlin 2022: Von der Webcam in die Realität – ein Rückblick

Nach zwei Jahren Zwangspause ist Deutschlands größte Erotikmesse zurück: die Venus Berlin. Wir geben dir einen kleinen Rückblick auf das Event!

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Nach zwei Jahren Pandemiepause ist sie endlich zurück: die Venus – Deutschlands größte Erotikmesse, die in Berlin veranstaltet wird. Und dann feiert das Event auch noch sein 25. Jubiläum. Grund genug, dass ich der Messe endlich mal wieder einen kleinen Besuch abstatte. Denn ich war 2017 das letzte Mal dort – rein aus Interesse zur Erotikbranche und weil die Neugierde, was sich dort in den vergangenen Jahren getan hat, einfach zu groß ist. Ich gebe dir einen kleinen Rückblick und spreche exklusiv mit Größen aus der Erotikindustrie! Bist du bereit?

Wenn du wissen möchtest, was die Erotikmesse 2023 für Highlights hatte, dann klicke einfach hier.

Es ist der 20. Oktober 2022, kurz vor 11 Uhr. Als ich auf dem Messegelände ankomme, stehen schon unzählige Menschen vor den Türen. Mit ihren Kameras. Hauptsächlich von männlicher Natur. Alle warten sie auf die große Eröffnung. Ich platziere mich an der Seite, um das Geschehen zu beobachten. Die vier weiblichen Venus-Gesichter, Fiona Fuchs, Josy Black, Hanna Secret und Micaela Schäfer reihen sich nacheinander auf – nur mit rosafarbigen Tapes bekleidet. „Autsch, das muss doch beim späteren Entfernen verdammt weh tun“, denke ich mir in dem Moment. Wie Fiona Fuchs mir später versichern wird: „Au ja, es war auch gleichzeitig ein kostenloses Waxing in der Bikinizone, als ich die Tapes entfernt habe.“ Kurz darauf gesellt sich Ron Bielecki zu den kaum bekleideten Damen. Ron ist normalerweise als Webvideoproduzent bekannt und polarisiert mit seinem Lifestyle. Zum 25. Jubiläum gebührt ihm die Ehre, das erste männliche Testimonial der Messe zu sein. Was er mit der Erotikbranche am Hut hat, ist mir fraglich. Ich hätte es eher verstanden, wenn jemand wie Conny Dachs oder Egon Kowalski Platz auf dem Plakat und zwischen den Frauen gefunden hätte, aber es wird schon seine Gründe haben, warum die Entscheidung auf den Influencer gefallen ist. Vielleicht ja aus dem Grund, weil er als neuer Playboy gehandelt wird. Wer weiß. Die fünf Venus-Gesichter werden von allen Seiten abgelichtet. Ron eröffnet offiziell die Messe und die ersten Besucher stürmen in die Hallen. 

Doch was erwartet die Besucher*innen im Inneren des Getümmels?

Die Venus ist dazu da, um sich Trends und Neuheiten aus den Bereichen Erotik und Lifestyle einzuholen.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

Die Venus ist dazu da, um sich Trends und Neuheiten aus den Bereichen Erotik und Lifestyle anzusehen. Die Besucher*innen können sich also einen vielfältigen Eindruck verschaffen. Hier gibt es absolut keine Tabus. Und es geht natürlich – wer hätte es wohl gedacht – um Pornografie. Erotiksternchen, die die Konsument*innen sonst nur virtuell sehen, können hier hautnah erlebt werden und auch ein gemeinsames Erinnerungsfoto können Fans abstauben.

Von der Webcam in die Realität

Ich biege gleich zu Beginn in die Live Camgirls Area ab. Dort erblicke ich an jeder Ecke das, wofür viele – meistens aber die männlichen Besucher – dort sind: die Webcam-Girls, die sie sonst nur virtuell sehen. Die Mehrzahl der Frauen sind leicht bekleidet, so wie man es aus dem Internet von ihnen gewohnt ist. Didi Diamond ist eine von ihnen. Sie ist vier Tage auf der Bühne von Stripchat anzutreffen. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen erzählt sie mir: „Ich freue mich, endlich mal richtige Gesichter zu sehen und sich nett zu unterhalten. Meist kenne ich ja nur den Namen des Users aus dem Chat – oder halt nur untenrum." Daily Business, würde ich einfach mal sagen. Teilweise bekommen die Besucher*innen vor Ort auch das geboten, was sie sonst auch von den Camstars kennen: Liveshows. Nur mit dem Unterschied, dass nun alle auf einem Fleck stehen und sich gegenseitig dabei beobachten können. Und ja, der Moment wird dann natürlich auch mit der Kamera festgehalten. Ich mache mir den Spaß und schaue immer mal wieder auf die Displays der Smartphones und Camcorder, um den Bildausschnitt zu inspizieren. „Ganz schön detailverliebt", stelle ich jedes Mal wieder aufs Neue fest. Denn teilweise wird an gewisse Körperteile richtig schön rangezoomt. Mir persönlich wäre das alles ein bisschen too much, aber ich rufe mir wieder ins Gewissen, dass die Frauen es ja nicht anders kennen. Es ist ihr Job – und sie sind völlig fein damit.

Auch für Erotikstar Maria Mia ist die Venus ein ganz besonderer Anlass. „Es ist immer wieder schön, wenn ich auf Leute treffe, die meine Filme gucken und mich auch vor der Webcam besuchen und mir hier persönlich sagen: ,Hey, ich mag, was du so machst!’ Das hast du nicht beim Schreiben auf Portalen”, verrät sie mir. Obwohl Maria schon lange keine Hardcore-Produktionen mehr dreht, ist sie noch immer eine waschechte Größe der Branche. Hauptsächlich beglückt sie Männer vor der Webcam.

Aber nicht nur für die Männer gibt es hier etwas zu gucken, wie der nächste Pornostar beweist:

In der Show Area strippen die Damen live vor Publikum.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

(Männer)Träume werden Wirklichkeit

In der Show Area angekommen, stehe ich vor einer großen Bühne, auf der sich gerade eine Dame lasziv auf der Couch räkelt und sich – ja, wie soll es auch anders sein – Stück für Stück entkleidet. Ein Freiwilliger darf zu ihr auf die Bühne kommen und ihr dabei helfen. Die Aufregung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Die junge Dame erklärt ihm ganz genau, was er machen soll. Er folgt ihren Anweisungen. Am Ende steht sie splitterfasernackt vor ihm und setzt sich auf seinen Schoß, ehe sie sich mit einer Umarmung bei ihm bedankt und ihn von seinem Job entbindet. Das wiederholt sich ein paarmal am Tag. Ich hab für meinen Teil dort schon genug gesehen, weil es für mich nichts Neues ist. 

Jason Steel lässt Frauenherzen höher schlagen

Ich steuere den Stand der ganz großen Stars der Branche an. Jason Steel ist das, was man einen „alten Hasen“ in dem Geschäft bezeichnet. Denn seit über 20 Jahren steht er als Darsteller vor der Kamera, wechselt aber ab und zu auch mal die Seite. Als ich ihn frage, was er auf der Messe repräsentiert, antwortet er: „Ich stehe für die männliche Zunft der Darsteller und vielleicht auch noch ein bisschen für die Oldschool-Darsteller-Klasse.“ Wir kommen ins Gespräch und unterhalten uns ein wenig über die Pornoindustrie. Während es immer mehr Frauen werden, die in das Business einsteigen, fühle sich der Akteur mittlerweile etwas vereinsamt, da es kaum neue Männer in der Branche gibt. Und ich muss ihm zustimmen. Ich sehe auch überwiegend nur die altbekannten Gesichter – hier auf der Messe sowie auf den bekannten Portalen. Aber das soll an den vier Messetagen erstmal Nebensache sein, denn Jason freue sich hauptsächlich darüber, seine Fans zu treffen. Und beliebt scheint er noch immer zu sein, denn es dauert nicht lange, schon versammeln sich einige Damen um uns, die ihn etwas schüchtern, aber dennoch mit einem breiten Grinsen anschauen. Wir entscheiden uns, an einer anderen Stelle unseren kleinen Austausch fortzuführen. Mit offenen Armen geht er auf die Frauen zu und nimmt sie in den Arm. Er ist eben das, was viele einen echten Gentleman nennen.

Es treibt mich weiter in die Business Area:

In der Business Area machen Profis Geschäfte.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

Von Corona kaum eine Spur

Während es in der Show Area schon ziemlich wild zur Sache geht, gibt es in der Business Area das Kontrastprogramm. Hier ist es relativ ruhig und auch ein bisschen leerer. Allgemein kommt mir die Messe bisher noch nicht zu überlaufen vor. Ob es immer noch Leute gibt, die Angst haben, sich dort einen Virus einzufangen? (Und ich rede nicht von einer Geschlechtskrankheit.) Wie Maria Mia mir später mitteilt, hat sie das Gefühl, dass die noch immer andauernde Coronapandemie kaum ein Thema ist. Vereinzelt tragen Leute medizinische Masken, aber die bemerkt man kaum. Viele Leute stehen eng an eng. Vor allem am Samstag. Da ist traditionell immer der Höhepunkt der Messe, da dort die meisten Leute frei haben.

Zurück zur Business Area: Dort machen zwar hauptsächlich Profis Geschäfte, aber auch andere Interessenten werden dort eingeladen, Spielzeuge zu testen (natürlich nicht so, wie sie es vielleicht Zuhause tun würden), Real Dolls anzufassen, aber auch mit den Herstellern in den direkten Austausch zu treten. 

Am Stand von Beate Uhse treffe ich dann auf einen Pornoproduzenten, der für jeden Kenner der Szene ein Begriff sein sollte:

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Was machen eigentlich Tim Grenzwert und Pint Eastwood?

Tim Grenzwert hat seine Selbstständigkeit an den Nagel gehängt und sich mit Beate Uhse einen festen Arbeitgeber gesucht. Sein Job auf der Messe: mit Produzent*innen und Regisseur*innen aus aller Welt sprechen. „Ich bin ja neben der Filmproduktion auch zum Teil für die Lizenztitel zuständig, welche dann am Ende in unser Programm aufgenommen werden. Somit gibt es sehr interessante Talks mit bestimmten Größen, die einem auf dieser Messe sonst gar nicht auffallen“, offenbart er mir. Oftmals wird der Regisseur noch immer mit der beliebten „Bums Bus“-Reihe in Verbindung gebracht, die er zusammen mit seinem Kumpel Pint Eastwood produziert hat. Da es die Clips noch immer im Netz als Video on Demand zu sehen gibt, haben viele Anhänger*innen der Reihe das Gefühl, dass die Produktion noch weiterlaufe. Aber das stimmt (leider) nicht. „Aber Hardcore-Fans lieben auch „Horny Hostel“ und andere Produkte aus der Grenzwert-Schmiede und fragen schon, was es so demnächst für Grenzwert Formate geben wird“, sagt er mit einem Grinsen auf den Lippen und verspricht: „Die dürfen sich auf nächstes Jahr freuen. Es wird vielfältig, witzig und natürlich wankable.“ Wie ich Tim kenne, weiß ich, dass auf sein Wort Verlass ist.

Auch Pint Eastwood, der berühmt berüchtigte Fahrer vom „Bums Bus“ gesellt sich auf einmal zu uns. Um die selbsternannte Legende ist es in den vergangenen Jahren ziemlich ruhig geworden. Ich hake nach, was da los ist. „Wegen der Pandemie musste ich mich Anfang 2021 jobtechnisch anderweitig orientieren. Dann haben mich diverse private Turbulenzen auf Trab gehalten“, erklärt er mir. Doch die Hoffnung, dass er mal wieder vor die Kamera tritt, stirbt bekanntlich zuletzt. Denn mit einem verschmitzten Grinsen meint er im nächsten Atemzug zu mir: „Vielleicht starte ich ja bald ein Comeback.“ Es dürfte sicherlich einige Fans dort draußen freuen, die den Gelegenheitsdarsteller häufig auf Konzerten auf seine Performances im Netz ansprechen. 

Weiter geht es in die Kinky Area – und da mache ich wohl das interessanteste Erlebnis, das nicht jedermanns Sache ist:

Die Kinky Area ein echter Spielplatz für alle Fetisch-Interessenten.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

Auf dem Weg zur Kinky Area laufen sie mir das erste Mal über den Weg: Nackte Menschen, die nicht als Akteure auf der Messe sind, sondern Besucher*innen sind, die hier einfach frei unterwegs sein wollen. Ich blicke mich um und stelle fest, dass es für die Mehrheit völlig normal ist – auch für mich. Schließlich sind wir alle nackt auf die Welt gekommen. Und wer jetzt denkt, dass die männlichen Nackedeis mit erigiertem Glied durch die Gegend laufen, der hat sich geirrt. Auf der Venus kann jeder sein, wie er will. Und das hinterlässt jetzt schon bei mir ein positives Gefühl. 

Nicht jedermanns Sache

Wie erwartet, ist die Kinky Area ein echter Spielplatz für alle Fetisch-Interessenten. Ein gesunder Mix aus Shows, Modeschauen, Models und Shops lädt alle Neugierigen zum Schauen und Verweilen ein. Gerade ist die sogenannte Fistschwester auf der Bühne – und sie macht ihrem Namen gleich alle Ehre. Auf Details möchte ich an dieser Stelle verzichten, aber um es kurz zu fassen: Eine Faust plus ein Gesäß eines Mannes ergeben ein Match. Vor mir steht ein Pärchen, das nicht viel mit dem anfangen kann, was vor ihnen demonstriert wird. Sie gehen und ich rücke weiter interessiert nach vorne und schaue dem Treiben wie gebannt zu. Für mich persönlich hat das zwar nichts Erotisches an sich, aber ich finde es schon interessant, was anatomisch alles möglich ist. Vor allem bewundere ich, mit was für einer Gelassenheit der Mann sich seinen Anus bearbeiten lässt. Am Ende reihe ich mich sogar der applaudierenden Masse ein.

Ethischer Pornokonsum mit Paulita Pappel

Dann entscheide ich mich fürs Verweilen, denn am Stand von Insomnia treffe ich auf Paulita Pappel. An der spanischen Pornographin führt aktuell kein Weg vorbei. Sie ist derzeit Vorreiterin, wenn es um Erotikfilme geht, die sich mit der weiblichen Lust beschäftigen. Außerdem hat sie zusammen mit Jan Böhmermann den ersten öffentlich-rechtlichen Porno produziert. Die Venus ist auch für sie jedes Jahr ein besonderer Anlass. „Es ist eine Bereicherung den direkten Kontakt zu haben, damit die Leute hinter den Kulissen als Menschen wahrgenommen werden und ein produktiver Dialog über ethischen Pornokonsum entsteht“, teilt sie mir energetisch mit. Sie wolle den Besucher*innen die Vielfalt von Pornographie und die Arbeit, die dahinter steckt, nahelegen. Denn mit ihrer neuen Organisation Free Speech Coalition Europe setzt sich die Produzentin für mehr Gerechtigkeit für die Akteure vor der Kamera ein und hat eine ganz klare Message, die sie jedem Anwesenden ans Herz legt: „Zahlt für eure Pornos!“

Für einen Tag sind das selbst für mich schon ziemlich viele Eindrücke. Ich entscheide mich dazu, am Sonntag nochmal zurückzukehren, um mir ein Fazit von der gesamten Messe einzuholen. Leider kriege ich da auch zu erfahren, dass die Messe nicht gänzlich friedlich abgelaufen ist:

Auf der Venus kommen einige Erotikstars an ihre Grenzen.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

Zurück im Getümmel

Ich verfolge über die anderen Tage hinweg die Instagram-Stories der Erotikstars, die sich vor Ort befinden. Vor allem die fünf Testimonials heizen von Termin zu Termin, haben kaum Ruhe. Auch Camgirl Didi Diamond gibt am Sonntag offen und ehrlich zu, dass sie ziemlich K.O. ist. „Zehn bis 12 Stunden am Tag gestanden und die Nächte meist nur drei Stunden Schlaf gehabt“, offenbart sie mir. Sie lächelt zwar, aber so anstrengende Tage hinterlassen einfach Spuren. Das kann niemand abstreiten. Ich bin ganz auf ihrer Seite. 

Die Schattenseiten der Messe

Als ich Maria Mia frage, was ich die vergangenen Tage verpasst habe, offenbart sie mir eine Seite der Venus, die ich persönlich nicht kennengelernt, aber über die ich mir schon immer Gedanken gemacht habe. Thema: Übergriffigkeit der Besucher*innen. Sie selbst berichtet mir, dass ein Mann, der mit ihr ein Foto machen wollte, sie ohne ihre Erlaubnis auf den Arm genommen und sie dabei an Stellen angefasst hat, an denen sie nicht berührt werden wollte. „Das ist natürlich ein No-Go, mich einfach zu betatschen, auch wenn ich leicht bekleidet bin. Nur, weil ich den Job mache, den ich mache, heißt es noch lange nicht, dass mich jeder einfach begrapschen und hochheben darf“, erzählt Maria mir völlig aufgebracht. Nachdem sie den Herren darauf hingewiesen hat, dass solche Aktionen nicht erwünscht sind, hat ihr Ehemann Tim Grenzwert ihn nochmal beiseite gezogen. „Ich hab ihn bestimmend ermahnt. Er hat sich auch sofort entschuldigt, aber meinte, dass die anderen Girls nichts dagegen hätten. Daraufhin habe ich ihm erklärt, das er vorher freundlich fragen kann. Wenn einige Damen das zulassen und so möchten, ist es auch okay. Aber der Großteil der Modelle wollen das halt nicht. Außerdem ist das auch eine Frage der Erziehung“, klärt er mich über den Vorfall auf und appelliert an alle Leser*innen: „Wenn ihr da draußen Kids habt: Bitte bringt denen bei, dass Frauen genauso menschliche Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen sind, wie wir Männer!“ Ich stimme ihm vollkommen zu. 

Doch Jason Steel erzählt mir von einem noch heftigeren Vorfall: 

In den seltensten Fällen werden Besucher*innen übergriffig. Die Security reagiert schnell.
Quelle: IMAGO / Stefan Zeitz

Karma schlägt zurück

Dass es noch dreister auf der Messe zugehen kann, bestätigt mir Jason Steel. „Ein Mädel aus unserer Camgirl-Area hat eine Ohrfeige von einem Typen bekommen“, berichtet er mir. Der Mann sei schon vorher mit seinem respektlosen Verhalten aufgefallen. Deswegen sei er vom Stand verwiesen worden. Die Maßregelung ging ihm dann wohl so gegen den Strich, dass er mit der flachen Hand ausholte und schnell die Flucht ergriff. „Aber Blödheit kennt keine Grenzen und oft kommt der Täter ein zweites Mal zu seinem Tatort zurück“, erzählt er weiter. Denn am nächsten Tag sei der Übeltäter erneut an dem Stand aufgetaucht. Jason und einige seiner Kollegen hätten den Mann erkannt und „observiert“, ehe sie der Security Bescheid gaben, die den Mann dann vom Gelände entferne. „Zum Glück gibt es sowas wie Karma, denn der Typ wollte sich noch wehren und hat dann vom Sicherheitsmann auch noch eine Schelle kassiert“, sagt er zufrieden.

Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich mir über diesen Punkt wirklich oft Gedanken gemacht habe. Es gibt Frauen, die nichts dagegen haben, auf (einvernehmliche) Tuchfühlung zu gehen. Aber der Großteil der Damen suggeriert dem Gegenüber, dass sie eine ganz persönliche Grenze haben, die nicht überschritten werden sollte. Da prallen zwei unterschiedliche Aspekte zusammen, die bei so viel nackter Haut schon mal dafür sorgen können, dass nicht alle diese persönlichen Grenzen erkennen oder erkennen wollen. Auch wenn es schwierig erscheint, sollte da die Messe in meinen Augen eine klare Grenze definieren, was erlaubt sein sollte und was nicht. Auch die Erotiksternchen sollten sich daran halten. Aber das wird wohl kaum durchsetzbar sein. 

Safety First – und zwar nicht nur beim Verkehr

Dennoch geben die weiblichen Erotikstars mir gegenüber preis, dass sie sich trotz allem ziemlich sicher auf dem Messegelände fühlen. Laut Maria Mia sei die Security größtenteils immer schnell zur Stelle und weise die Halunken in die Schranken, wenn sie sich daneben benehmen sollten. Auch ich verspüre diese Sicherheit, denn an fast jeder Ecke befinden sich Aufpasser, die ein Auge auf die Bereiche werfen, bei denen es brenzlich werden könnte. 

Doch alles hat ein Ende – auch die 25. Venus. Und schöner hätte mein ganz persönlicher Abschluss nicht werden können:

Hanna Secret war eines der Venus-Gesichter 2022.
Quelle: IMAGO / Photopress Müller

Positive Energien unter den Frauen

Es zeigt sich immer wieder: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Aber zum Glück überwiegen die schönen Momente. Nicht nur für mich hat sich die Venus 2022 angefühlt wie ein Klassentreffen, zu denen die bekannten Mitschüler*innen ihren Nachwuchs gebracht haben. „Auf der Venus ist es immer ein großes Wiedersehen mit vielen Leuten, die man oftmals nur einmal im Jahr, nämlich auf der Venus, sieht. Und das nach zwei Jahren Auszeit ist natürlich toll und macht Spaß“, reflektiert Pint Eastwood nochmal für mich. Überwiegend herrscht eine positive Energie in allen Areas. Auch ich habe diesen Vibe gespürt. Vor allem die Frauen geben sich gegenseitig positives Feedback untereinander. Das ist in der heutigen Zeit noch nicht selbstverständlich. Und es ist echt schön, dass vor allem Frauen sich gegenseitig für ihre Individualität wertschätzen. Denn es ist völlig egal, ob jemand zum Beispiel eine kleine Oberweite oder gemachte Brüste hat. Es ist einfach schön zu erleben, dass auf der Veranstaltung rund um das Thema Sexualität und die dazugehörigen Lifestyle-Sparten niemand verpönt wird. Denn wie sagt Jason Steel so schön: „Sexualität stirbt nie.“

Wo ein Ende ist, ist auch ein Anfang

Es ist Sonntag, kurz vor 19 Uhr. Die ersten Bühnen werden bereits abgebaut. Auch Hanna Secret, die nonstop als eines der Venus-Gesichter die Erotikmesse präsentiert hat, macht jetzt Feierabend. Wir gehen zusammen Richtung Ausgang und halten im Foyer nochmal kurz inne, in dem sie auf einigen Bannern hängt. Ihr Blick schweift nach oben. „Das war wie ein Traum. Jetzt ist er vorbei“, sagt sie etwas sentimental. „Aber ich werde immer eines der Venus-Gesichter 2022 bleiben. Das kann mir niemand nehmen“, ergänzt sie stolz. Ein schöneres Ende könnte es einfach nicht für sie geben. Aber so ein richtiges Ende ist es ja auch nicht. Denn nächstes Jahr geht es mit der 26. Venus weiter – und die wird Hanna sich ganz bestimmt nicht nehmen lassen.

Pinterest Pin Endlich wieder zurück: Das waren die Highlights der Venus