VENUS Berlin 2023: Nackte Körper und sonderbare Lovetoys – ein Rückblick

Schon zum 26. Mal öffnete die VENUS Berlin im Jahr 2023 die Pforten. StyleVamp war für dich vor Ort und hat einen erotischen Rückblick für dich vorbereitet!

Die VENUS Berlin fand vom 26. bis zum 29. Oktober 2023 statt.
Quelle: IMAGO / eventfoto54

Alle Jahre wieder, also wenn nicht gerade eine Pandemie über uns hereinbricht, öffnet die VENUS in Berlin ihre Pforten. 2023 war es sogar schon die 26. Ausgabe der Erotikmesse, die wieder an der Messe Berlin eine unzählige Schar an Leute angezogen hat, die sich beim Thema Erotik sonst eher recht bedeckt halten. Denn während der vier Messetage kamen wieder namhafte Stars und Sternchen aus der Porno- und Erotikindustrie zum großen Get-together mit den ganzen Fans und Sympathisant*innen der Szene zusammen. Und mittendrin: ich. Als von meinen Kolleg*innen getaufte Sexpertin der Redaktion durfte ich bei dem Event natürlich nicht fehlen und habe mich für euch ins Getümmel gestürzt. Wenn du also wissen möchtest, wie es auf der VENUS Messe 2023 zugegangen ist und mit welchen Erotikmodels und Influencer*innen ich ein kleines, thematisches Stelldichein hatte, dann bleibe dran!

Schluss mit dem Vorspiel, kommen wir zum Hauptakt – und zwar direkt auf der nächsten Seite!

Micaela Schäfer und Anne Wünsche gehören zu den Markenbotschafterinnen der 26. VENUS Messe.
Quelle: IMAGO / eventfoto54

Die VENUS ist für mich schon ein Event, das es direkt mit der Verkündung der nächsten Veranstaltung in meinen Kalender schafft. Denn es bedeutet für mich persönlich, dass ich vier Tage offen über frivole Themen sprechen und Klamotten tragen darf, die sonst nur mein Partner im Schlafzimmer an mir sieht. Ich bezeichne die Messe mittlerweile auch liebevoll als Klassentreffen, da ich dort oftmals auf Leute treffe, die ich nur einmal im Jahr sehe und mit denen ich mich auch intensiv über schlüpfrige Themen austauschen kann. Micaela Schäfer dürfte es ähnlich empfinden wie ich. Denn das Nacktmodel feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum als VENUS-Gesicht. Am Donnerstag, also den 26. Oktober, eröffnet Mica zusammen mit den anderen Markenbotschafterinnen Texas Patti, Lena Nitro, Anike Ekina, RoxxyX, Diana Fetish und Ex- „Berlin – Tag & Nacht“- Star und OnlyFans-Model Anne Wünsche die Messe. Beim Pressetermin halten die Damen bunte Buchstaben mit der Aufschrift „26 VENUS“ in die Luft. Wenig später schließen sich Mitglieder der LGBTQ+-Szene den Models an. Denn in diesem Jahr steht die Veranstaltung ganz im Zeichen der Queerness. „Ich finde das diesjährige Motto wirklich besonders, dass jeder sich trauen darf, sich zu zeigen”, sagt Erotikdarstellerin Hanna Secret wenig später in einem Gespräch zu mir.

Und wie sich die Leute was trauen:

Auf der VENUS können sich die Besucher*innen so zeigen, wie sie es möchten. Egal ob in normaler Straßenkleidung, im Fetisch-Look oder komplett nackt.
Quelle: IMAGO / mix1

Sei, wer du bist!

Wenn man sich mal genauer auf der Messe umguckt, sieht man vor allem eines: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Leute in normaler Straßenkleidung, Besucher*innen, die mit Latex-Kostümen ihren Partner (meistens in der Form) an der Leine herumführen oder Männer und Frauen, die nur knapp bis gar nicht bekleidet sind. „Man merkt, dass die Leute viel offener geworden sind”, stellt Amateurdarstellerin Hanna Secret fest. Dem kann ich mich nur anschließen. Für Erstis, also Leute, die zum ersten Mal die VENUS besuchen, dürfte es gelegentlich zu Beginn noch einen kleinen Kulturschock geben, da man dort stellenweise Looks sieht, die teilweise als bizarr oder komplett unangebracht kategorisiert werden. „Temptation Island”-Star Christina Dimitriou ist eine dieser Erstis. „Es ist ziemlich interessant, die Leute hier zu beobachten”, gibt sie mir gegenüber zu, während uns ein mittfünfziger Herr in einem geblümten Bikini über den Weg läuft und die Beauty ihren Augen im ersten Moment nicht trauen kann. „Ich bin ja auch nicht ohne, aber I love it!” Auch ihr Reality-TV-Kollege Calvin Kleinen, der ebenfalls seine VENUS-Entjungferung hat, findet es „voll spannend und cool, sich endlich mal selbst ein Bild über die Community machen zu können”. 

In erster Linie ist das Publikum aus einem ganz bestimmten Grund da:

Erotikstar Mia Julia stand am Stand von BestFans für ihre Fans für Fotos und Autogramme zur Verfügung.
Quelle: StyleVamp / Anna-Lena Kramer

Auf Tuchfühlung mit den Erotikstars

Wer auf die VENUS geht, der möchte sich zwar auch über die neuesten Sex-Trends austauschen. Für die meisten (vor allem heterosexuellen, männlichen) Besucher*innen dürfte es aber einen Programmpunkt geben, der noch mehr Priorität hat als alles andere: Einmal die Pornostars und Camgirls außerhalb des WWW zu treffen und Face to Face mit ihnen zu interagieren und ja, sie auch mal in echt zu berühren. Mit Respekt natürlich! Ballermann-Star und Hin-und-Wieder-Pornostar Mia Julia Brückner, ehemals Mia Magma, feiert auf der 26. Ausgabe der Messe ihr VENUS-Comeback und nimmt sich bei ihrer Autogrammstunde am BestFans-Stand enorm viel Zeit für ihre Fans. Ich treffe Pornosternchen Maria Gail in der Cam-Area, die mir verrät: „Ich liebe es, meine Fans zu treffen. Mir macht das richtig Spaß.” In der Halle warten Netstars aus aller Welt darauf, mit ihren User*innen in Kontakt zu treten. Deswegen zieht mich Maria gleich an den Stand von Prince Jean C, der aus England kommt und für internationale Produktionen vor der Kamera steht. Auch er freut sich, seine Konsument*innen in Real Life zu treffen, aber vor allem auch neue Leute kennenzulernen: „Alle wirken hier ziemlich entspannt. Das gefällt mir richtig gut. Das einzige Manko: Kaum jemand spricht hier Englisch. Aber wir finden trotzdem immer einen Weg, um uns zu verständigen.” Das dürfte wirklich das geringste Problem sein. Denn das dürfte meiner Meinung nach eher die Lautstärke in der Halle sein, da sich dort auch noch die Hauptbühne befindet, auf der die ganzen Stripshows mit Stars wie PussyKat, Emily Ross, Roxanna Blonde und den Delai Twins stattfinden. Da wird mir immer wieder erst bewusst, dass es noch Menschen gibt, die tatsächlich noch im Besitz einer funktionierenden Digitalkamera oder eines ziemlich unhandlichen Camcorders sind, um damit die heißen Momente für die Ewigkeit und – ja, machen wir uns nichts vor – für einsame Stunden festzuhalten. 

Ich ziehe weiter, weil ich eine Show auf einer anderen Bühne auf gar keinen Fall verpassen möchte: 

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Während ich durch die Hallen schlendere und ich nicht weiß, wo ich zuerst stehen bleiben und mir etwas anschauen soll, läuft mir Webcamgirl Didi Diamond überschwänglich in die Arme. Völlig normal, wenn man sich mag und seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Sie trägt nur Nippelsticker und eine Art Bikini aus silbernen Strasssteinchen. Auf einmal stehen wir im Blitzlichtgewitter, aus dem ich mich ziemlich schnell hinaus bewege. Wenig später wird mir auch klar, warum hier ein Foto nach dem anderen geschossen wird, als Didi ihren Allerwertesten Richtung Kamera dreht und die Pobacken auseinanderzieht. Denn Didi hat wortwörtlich einen glitzernden Diamanten im Hinterstübchen versteckt – und zwar in Form eines leuchtenden Analplugs. Auf die Idee muss man erstmal kommen. Damit ist das Webcamgirl am Stand von Stripchat definitiv ein Hingucker. Und kurz vorweg: Ja, sie hat die Nummer das ganze Erotik–Festival über durchgezogen. Allgemein stelle ich mir die Frage, wie die Models es vier Tage aushalten, die ganze Zeit präsent zu sein, immer zu lächeln und vor allem nicht zu schwächeln. „Für mich ist das ja eine Sondersituation, denn ich komme ja vom Land und bin eher in Adiletten unterwegs. Für meine Füße ist das demnach eine besondere Umstellung. Die müssen sich immer erst an die Situation gewöhnen. Ansonsten bin ich ein Fan von zuckerfreien Energydrinks und Kaffee“, erklärt mir beispielsweise Hanna Secret. Na gut, ich gehe weiter zum VISIT-X-Stand, an dem ich mir eine der Shows von Lullu Gun ansehen möchte. Denn da geht es in meinen Augen besonders heiß zur Sache.

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Wenn Lullu Gun die Bühne betritt, dann werden scharfe Geschütze aufgefahren. Die Ex-Pornodarstellerin ist so eine krasse Verführerin, dass ich mich frage, warum die Macher von „Temptation Island“ sie noch nicht angeheuert haben. Denn nicht nur bei den Freiwilligen, die sich von der schwarzen Rocker-Fee (das leite ich einfach mal von ihrem Outfit ab) bei einem hoch erotischen Lapdance verwöhnen lassen, dürfte das Blut schlagartig in den Kopf und in andere Körperteile schießen. Selbst mir wird beim Zusehen schon ganz heiß. Diese schlängelnden Bewegungen, der Druckaufbau, die Nummer mit dem Kerzenwachs – ich meine, wer lässt sich so ein Lustspiel freiwillig entgehen?! Wenn du nicht dabei warst, warst du halt einfach nicht dabei! 

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Um mal kurz innezuhalten, um den Höhepunkt ein wenig hinauszuzögern, kommen wir nochmal zu einem anderen Punkt. Denn sicherlich ist dir bereits aufgefallen, dass schon ein paar Namen aus der Influencer- und Trash-TV-Bubble hier aufgetaucht sind. Wenn du denkst, dass sie auf so einer Messe nichts zu suchen haben, dann bin ich anderer Meinung:

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Influencer*innen und Realitystars zum Anfassen

Die VENUS ist nämlich keine reine Porno-Messe, bei der es nur um Ficki-Ficki geht, um es mal ganz klischeehaft auszudrücken. In den vergangenen Jahren wurden in der Erotikindustrie einige neue Wege gezeigt, wie man mehr oder weniger expliziten Content teilen kann, ohne direkt bei den großen Pornobossen an der Tür klopfen zu müssen. Pornoproduzent Tim Grenzwert hat mir in einem Interview mal die neuen Wege ins Erotikbusiness aufgeschlüsselt. Vermutlich haben Plattformen wie OnlyFans einen nicht gerade geringen Anteil dazu beigetragen. Jede*r, der oder die möchte, kann sein Material hinter einer Paywall anbieten. Das machen mittlerweile auch immer mehr Influencer*innen und Realitystars. Christina Dimitriou erzählt mir beispielsweise: „Ich habe einen eigenen BestFans-Account, produziere meinen Content ziemlich professionell und mit Klasse, mache es aber nicht hauptberuflich. Man kann auch auf diese Weise ziemlich weit kommen.” Zusammen mit Yvonne Bar betreibt Calvin Kleinen den BestFans-Account „CalvinsVIPgirlClub” und richtet eigene Swingerpartys aus. Als ich ihn frage, ob er nicht gelegentlich dafür belächelt wird, weil er kein fester Bestandteil der Erotikindustrie ist, antwortet er: „Nein, gar nicht. Die sind alle bisher ziemlich cool drauf und respektieren mich und das, was ich mache. Ich meine, die wissen ja auch, wie ich mit den Frauen bin usw.” Beim letzten Part kann er sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Calvin is doing Calvin-Things. Da schlägt mein Trash-TV-Herz Purzelbäume. 

Christina dürfte ihre erste VENUS aus einem bestimmten Grund besonders in Erinnerung bleiben:

Ein weiblicher Fan hat sich ein Autogramm von Christina Dimitriou tätowieren lassen.
Quelle: Instagram / @christinadimitriou_official , Instagram / @christinadimitriou_official

Fan lässt sich Autogramm von Christina Dimitriou auf den Po stechen

Es kommt immer wieder vor, dass Fanliebe unter die Haut geht. Porno-Connoisseur Florian hat sich beispielsweise Erotik-Star Hanna Secret als Comic-Figur auf seinem Oberschenkel verewigen lassen. Auch Christina Dimitriou wurde eine ganz besondere Ehre auf der Erotikmesse zuteil: „Ein Fan kam zu mir an den BestFans-Stand und sagte zu mir: 'Hey, unterschreib' mir bitte auf meinen Po. Ich lasse mir das tätowieren!'" Da ließ sich die „Ex on the Beach“-Beauty nicht zweimal bitten und erfüllte der Dame ihren sonderbaren Wunsch. Diese flitzte direkt zum Stand von Classic Tattoo Krause, um das Motiv gleich mit schwarzer Tinte in die Haut zu stechen. „Ich bin fasziniert. Das ist so verrückt“, gibt Christina zu. Selten habe ich sie so sprachlos erlebt, wie in diesem Moment. Wer sie im TV sieht, der weiß, dass sie nicht auf den Mund gefallen ist. So stark sie bei vielen auch aufgrund ihres Temperaments polarisiert, freue ich mich persönlich sehr für sie und habe auch wieder ein Stückchen mehr mein Herz an ihr verloren. 

Eine Sache ist für mich auch besonders auffällig:

Obwohl es so aussieht, als ob das VENUS-Publikum hauptsächlich nur aus einem männlich gelesenen Besuchern besteht, entspricht das nicht der Wahrheit.
Quelle: StyleVamp / Anna-Lena Kramer

VENUS-Publikum wird jünger und weiblicher

Wer bisher gedacht hat, dass die VENUS hauptsächlich von einem männlich gelesenen Publikum besucht wird, der dürfte überrascht sein, dass es einen starken Anstieg an Frauen gibt, die sich für die Messe interessieren. Das Klischee, dass fette, stinkende, alte, weiße Männer (nicht boshaft ernst gemeint) sich dort wie Lustmolche rumtreiben, ist leider noch immer weit verbreitet, entspricht aber nicht mehr (ganz) der Wahrheit. Auch immer mehr junge Leute trauen sich, um ihren Horizont über verschiedene Fetische, Stimmulationsmöglichkeiten und vieles mehr zu erweitern und in den gegenseitigen Austausch zu gehen. Es ist wichtig und richtig, dass immer mehr Menschen alte Tabus brechen und solche Themen en vogue machen. Danke an dieser Stelle auch von mir schon mal an jede*n Einzelne*n, der oder die sich traut, dieser Branche und den heiß diskutierten Schwerpunkten eine Stimme zu geben – egal in welcher Form.

Und jetzt möchte ich mal eine Anekdote mit dir teilen, die mich sehr unterhalten hat:

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Nur mit Frauen: Rapper FiNCH lässt Männer für Fotos abblitzen

Während ich von einem Standort zum anderen schlendere, läuft mir wieder einmal Didi Diamond über den Weg – natürlich noch immer mit dem leuchtenden Buttplug im Po. Sie fragt mich, ob ich mein Handy dabei habe, was ich selbstverständlich bejahe. Dann gibt sie mir zu verstehen, dass ich sie begleiten solle. Wir bleiben bei einem großen Mann stehen, dessen Gesicht mir nicht unbekannt ist. Rapper FiNCH ist einer der prominenten Gäste, die sich privat das VENUS-Vergnügen geben. Ich erinnere mich daran, dass der sonst so fotoscheue Musiker in seiner Instagram-Story zuvor angekündigt hatte, dass er ruhig angesprochen werden darf, wenn jemand einen Erinnerungsschnappschuss mit ihm machen möchte – allerdings nur von Frauen. Da Didi offensichtlich eine Frau ist, hat er sie mit einem gemeinsamen Bild glücklich machen können (ja, der Analplug hat es auch mit aufs Bild geschafft; der Beweis bleibt im privaten Archiv). Doch sobald ein männlicher Fan mit einem Fotowunsch zu dem „Abfahrt“-Interpreten kommt, wird dieser blitzschnell von ihm  abgewiesen. Sogar mein Kumpel Sascha, der eine Jacke von Union Berlin (FiNCH ist Fan des Vereins) trägt, bekommt gnadenlos einen Korb von ihm und andere Boys, die ich beim Fragen beobachte, ebenso. Sorry, aber ich find's einfach nur konsequent, witzig und auch ein wenig cool. Eine Ausnahme gibt es allerdings trotzdem, jedoch geht die mit Sicherheit von FiNCH selber aus: Für ein gemeinsames Erinnerungsstück mit Porno-Legende Egon Kowalski hat es dann doch gereicht. 

Nach der kleinen Anekdote kommen wir mal wieder zu einer Sache, die auch von essentieller Bedeutung auf der Veranstaltung ist:

Die Sicherheitsleute achten darauf, dass auf der VENUS respektvoll mit allen umgegangen wird.
Quelle: IMAGO / mix1

Sicherlich hast du dir auch schon mal darüber Gedanken gemacht, ob so eine Erotikmesse ein Freifahrtschein für notgeile Kerle ist, alles und jeden angrabschen zu dürfen, was sich etwas freizügiger gibt. Ich kann dich beruhigen, denn wenn auf eine Sache besonders Acht gegeben wird, dann die, dass die Damen sich sicher fühlen – völlig egal, ob sie Artisten sind oder zum weiblichen Publikumsverkehr gehören. „Die Securitys passen wirklich richtig gut auf uns auf und sind sehr lieb“, sagt Didi zu mir, während ich mich frage, wie sie es so lange mit dem Plug im Hintern aushält und wie das wohl wäre, wenn sie mal schurzen müsste. (Falls du nicht weißt, was das bedeutet, dann bitte einmal kurz selbst googeln. Danke!) Huch, da bin ich kurz abgeschwiffen. Sorry! Auch ich stelle fest, dass die Sicherheitsleute ihre Arbeit sehr ernst nehmen und ihre Schützlinge liebevoll umsorgen und damit einen Safespace kreieren. Falls du also deswegen vielleicht bisher von einem VENUS-Besuch abgesehen hast, dann möchte ich dir hiermit ein wenig die Angst nehmen. Sicherheit und ein respektvoller Umgang miteinander sind hier das A und O! Sollte dir vor Ort doch mal etwas unangenehm sein, dann scheue dich nicht davor, die Security darauf aufmerksam zu machen. Bei Christina Dimitriou würde ihrer Meinung nach sowas sowieso nicht passieren: „Die Männer haben so viel Respekt vor mir, dass die es sich nicht wagen würden, mich irgendwie dumm anzumachen oder anzugrabschen. Die wissen ganz genau wie ich drauf bin!“ Genau so und nicht anders! 

Man könnte glatt meinen, dass ich absolut nichts an der VENUS auszusetzen habe. Doch es gibt ein paar Sachen, die in meinen Augen ausbaufähig sind:

In diesem Jahr bekam die LGBTQ+-Szene einen besonderen Stellenwert.
Quelle: StyleVamp / Anna-Lena Kramer

Dass die Messe der queeren Community in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert gewidmet hat, finde ich wichtig und schon lange fällig. Es wurde sogar extra ein großer, „multisexueller und queer-freundlicher Raum“ in Halle 18 errichtet, der die Besucher*innen zu einem gemeinsamen Get-together der LGBTQ+-Szene, zahlreichen Gästen und thematisch passenden Podiumsdiskussionen anregen sollte. Doch wurde das Spektrum ausreichend ausgeweitet? Meiner Meinung nach leider nicht. Hätte ich es nicht gewusst, dass die VENUS in diesem Jahr unter einem ganz besonderen Motto stehen sollte, dann hätte sich in der Hinsicht nicht viel verändert, weil die Anzahl der Anwesenden relativ mickrig in dem Bereich ausgefallen ist. Da würde ich mir zukünftig einfach eine stringentere Strategie wünschen, um einem bestimmten Motto auch gerecht zu werden. Was mir ebenfalls fehlt: mehr Vorträge. In der Kinky-Area finden diese zwar statt, aber in der Themenauswahl ist hier meines Erachtens nach noch Luft nach oben. Neben einigen Workshops würde ich mir beispielsweise wünschen, die Pornokonsument*innen mehr für erotische Inhalte und deren Bezahlung zu sensibilisieren. Denn allein während ich meine Freunde und Bekannten aus der Szene an ihren Ständen besuche, an denen sie Merch zum Kauf anbieten, zeigt sich immer wieder, dass die meisten davon ausgehen, die Sachen für umme einfach mitnehmen zu können. Das finde ich einfach dreist, auch wenn die Eintrittskarten schon ab 55 Euro aufsteigend (je nach Kategorie) kosten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich da mit meiner Ansicht zu den genannten Punkten nicht alleine dastehe. Gerade für VENUS-Jungfrauen oder Leute, die beim Thema Erotik doch noch etwas befangen sind, könnten Panels mit gesetzten Schwerpunkten dazu beitragen, die Gesellschaft noch mehr für diese Branche zu sensibilisieren. „Ich wünsche mir, dass die Besucher*innen Sexarbeit respektieren, da ich manchmal noch das Gefühl habe, dass sie diese in Deutschland noch nicht so ganz anerkannt wird“, vermittelt mir Erotikdarstellerin Maria Gail. Ich kann dazu nur eins sagen: Word, Schwester!

Es gibt eine Sache, die selbst für mich nach all den Jahren skurril ist:

Paulita Pappel und Madita Oeming stellten ihre beiden Bücher vor.
Quelle: StyleVamp / Anna-Lena Kramer

Die VENUS wäre nicht die VENUS, wenn die weiblichen Erotikmodels nicht von unzähligen Männern umzingelt wären, die sie mit ihren Fotoapparaten und Kameras aus gefühlt allen Winkeln ablichten. Der Gedanke daran, dass Akteure wie Cora Diamond, Melina May, Lara Cumkitten und Co. vier Tage lang fast nonstop solchen Momenten ausgesetzt sind, damit tue ich mich persönlich irgendwie nach knapp zehn Jahren irgendwie etwas schwer. Während Madita Oeming und Paulita Pappel während ihrer kurzen Lesung aus ihren jeweiligen Büchern „Porno“  und „Pornopositiv“ lesen, erklärt Letztere im anschließendem Gespräch: „Eigentlich ist es nichts anderes wie beispielsweise auf der Berlinale, auf der die Fotograf*innen und Fans die Hollywoodstars ablichten. Da ist eigentlich nichts dabei.“ Da hat die Pornoregisseurin wirklich etwas in mir getroffen, dass meine Sichtweise auf diese Thematik nach so vielen Jahren ins Wanken gebracht hat. Denn ja, im Grunde genommen hat sie da recht. Erotikmodels und Pornostars sind wie die Größen auf den Red Carpets aus Hollywood und Co.. Und was mir auch einleuchtet: Die Models haben sich ja bewusst dazu entschieden, sich diesem Getümmel auszusetzen. Das ist etwas, was ich mir jedenfalls für die nächste Erotikmesse merken werde. Danke dafür, Paulita!

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Die VENUS ist jedes Jahr für viele Besucher*innen ein Highlight.
Quelle: StyleVamp / Anna-Lena Kramer

Auch in diesem Jahr hinterlässt die VENUS einen bleibenden Eindruck bei mir – und das, obwohl es eigentlich „the same procedure as every year“ ist, um mal kurz aus „Dinner for One“ zu zitieren. (Gibt es dazu eigentlich eine Porno-Parodie? Muss ich gleich mal im Anschluss recherchieren.) Man trifft überwiegend die gleichen Leute, lernt aber auch immer wieder neue kennen. Es wird sich intensiv über die neuesten Trends ausgetauscht und merkt, dass vor allem der asiatische Markt in Sachen Lovetoys Jahr für Jahr einen weiteren großen Sprung macht. Wenn ich beispielsweise an die ersten Real Dolls zurückdenke, die ich vor rund zehn Jahren das erste Mal berührt habe und dann vergleiche, wie echt sie sich jetzt anfühlen, ist das einfach nur gespenstisch, aber gut für den Markt. Selbst in Sachen Dildos, Analplugs und Co. gibt es mittlerweile eigentlich nichts mehr, was es nicht gibt. Wenn du einen speziellen Wunsch hast, dann gehe in die B2B-Halle, spreche mit den Austeller*innen und du wirst sehen, dass nichts mehr unmöglich ist. Obwohl ich mir persönlich wünschen würde, dass die VENUS in Sachen (Weiter)bildung in den Schwerpunkten Erotik, Sexualität und Pornografie anbieten würde, ist die Messe für mich jedes Jahr ein Highlight und auch ein Wohlfühlort, weil ich weiß, dass ich überwiegend auf Menschen treffe, die offen mit ihrem Sexualleben umgehen und sich zeigen, dass Erotikschaffende, egal ob Sexualarbeiter*innen vor oder hinter der Kamera, Profis oder Amateure alle ein Recht auf Anerkennung haben und die Schwerpunkte rund um ihre Werke kein Tabuthema mehr sein sollten. Ich bin gespannt, was mich im nächsten Jahr auf der VENUS erwarten wird. Jedoch kann ich jeder Dame und jedem Herren nur empfehlen, mindestens einmal die Erfahrung zu machen und sich ins erotische Getümmel zu stürzen! Lernen wirst du in jedem Fall etwas – und wenn es im meinem Fall vor allem in 2023 eines ist: Der Schließmuskel heißt nicht umsonst Schließmuskel, denn er schließt den „Verschluss“, auch wenn man täglich über zehn Stunden am Tag mit einem leuchtenden Analplug durch die Gegend läuft!

Ein Beitrag von Anna-Lena Kramer

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