Mental Load-Falle: Frauen – vor allem Mamas – sind besonders betroffen
Was ist Mental Load? Und warum ist es für Mamas schon fast eine Falle? Wie gehen Frauen damit um und wie kommen sie da vor allem wieder raus?
Wer noch nichts von der „Mental Load“-Falle gehört hat, der kann sich vielleicht glücklich schätzen oder dem wird es jetzt wie Schuppen von den Augen fallen! Viele Frauen und besonders Mamas fühlen sich sehr stark ausgelaugt und belastet und das liegt nicht unbedingt an der Arbeit an sich, die der Körper, also die Arme oder die Beine leisten müssen, sondern vor allem am Kopf. Mental Load bedeutet auf Deutsch übersetzt „die mentale Last“ und das betrifft Frauen und vor allem Mütter besonders häufig. Wir möchten darüber sprechen, was genau alles zur mentalen Last werden kann, wie man sie aufteilen kann und wie man sich aus der Falle raus retten kann!
Fangen wir an mit der Frage, was alles zum Mental Load werden kann:
Was ist Mental Load?
Machen wir eine kleine Gedankenreise, die häufig genutzt wird um die mentale Last zu erklären: Du bist Mama und dein Kind ist zu einem Kindergeburtstag eingeladen – der Mental Load beginnt. In deinem Kopf musst du dir überlegen, was besorge ich als Geschenk für das Kind, wie packe ich das Geschenk ein, was mag das Kind besonders gern? Frage ich die anderen Mamas, was sie besorgen, dass sich nichts doppelt oder frage ich die Eltern des Geburtstagkindes? Was habe ich letztes Jahr geschenkt? Was hat das Kind unserem Kind geschenkt? Wie viel Geld ist für ein Geschenk angebracht? Dann geht es weiter mit: Wer bringt mein Kind zum Geburtstag hin, wer holt es ab? Wie verbinde ich das mit anderen Terminen? Muss mein Kind das Geburtstagsgeschenk vielleicht gleich schon mit zur Schule nehmen? Soll ich für den Geburtstag fragen, ob wir etwas zu essen mitbringen? Apropos essen, braucht mein Kinder vor dem Geburtstag noch etwas richtiges zu essen oder danach Abendbrot? Und ihr merkt schon, die Fragen nehmen gar kein Ende und sind natürlich je nach familiärer Situation auch etwas anders.
Das betrifft selbstverständlich auch andere Bereiche im Leben:
Wer ist betroffen?
Es geht hier natürlich nicht darum, jemandem den „schwarzen Peter“ zu zuschieben. In vielen Gesellschaften, so auch in Deutschland, leisten Frauen die meiste Care Arbeit. Dabei geht es nicht nur um reine Pflegeberufe, sondern auch die Care Arbeit also die Pflegearbeit im Alltag: das Familienleben, die Pflege der Kinder, der eigenen Eltern, der Verwandten und so weiter. Dazu kommt vor allem für Frauen häufig der Haushalt, also Putzen, Wäsche waschen, Einkaufen und Kochen. Dadurch, dass Frauen oft länger oder ganz in der Elternzeit bleiben, also hier die Care Arbeit übernehmen, liegt dann schnell auch der größere Teil des Haushalts bei ihnen, weil sie eben mehr zuhause sind. Dass dies kein Geheimnis ist, ist klar und ist auch noch mal ein ganz eigenes Thema für sich. So kommt es aber zustande, dass besonders bei Frauen der Mental Load sehr hoch ist. All die Fragen, die wir aus dem „Geburtstagsszenario“ kennen, kommen in einer anderen Form auf jede einzelne alltägliche Aufgabe dazu. Das betrifft Mamas, genauso wie Nicht-Mamas, das betrifft natürlich auch Papas und Nicht-Papas.
Aus eigener Erfahrung kommt hier aber häufig ein Ungleichgewicht auf:
Wie ist der Mental Load verteilt?
Das Problem beim Mental Load ist nicht nur die Aufgabe an sich, sondern der ganze Gedankenprozess. Die Fragen wie „Wie kann ich dir helfen?“ oder „Was kann ich übernehmen?“ sind hierbei also nur bedingt hilfreich. Nehmen wir das Beispiel vom Einkaufen. Du sagst deinem Partner, dass es dir helfen würde, wenn er einkaufen geht, am besten morgen nach der Arbeit. In deinem Kopf entsteht aber der Plan: Was muss eingekauft werden, für welche Tage braucht ihr welche Lebensmittel, was ist an Putzmitteln leer und muss ersetzt werden, wann sollte er am besten einkaufen gehen, damit ihr alles da habt, wenn er schon einkaufen geht, sollte er die leeren Pfandflaschen mitnehmen, gibt es Coupons, Rabatte oder Apps an die er denken sollte, um Geld zu sparen und so weiter. Das reine Einkaufen gehen, ist also gar nicht unbedingt das Problem, sondern die Planung außenrum. Dadurch, dass viele Frauen mehr oder länger zuhause sind, haben sie da einfach auch den besseren Überblick – zum Beispiel darüber, was das Kind gerne isst, darüber was im Haushalt alles leer ist und auch darüber, was im Alltag für die Familie gebraucht wird. Hinzu kommt, dass viele Frauen ihre Männer an gewisse Aufgaben erinnern müssen: „Du wolltest noch ...“. Im Kopf der Frau schwirrt also die ganze Zeit die Aufgabe weiter rum. Außerdem haben manche Paare das Problem, dass das „fertig sein“ einer Aufgabe unterschiedlich definiert wird. Für ihn ist der Müll rausgebracht, wenn er rausgebracht wurde. Für sie ist die Aufgabe „Müll rausbringen“ aber vielleicht erst erledigt, wenn der Mülleimer sauber gemacht und die Tüte ersetzt wurde. Wenn er den Müll rausbringt und den Eimer wieder hinstellt, übernimmt sie also den Rest der Aufgabe, damit die Task für sie auch abgeschlossen ist. Das kann in Beziehungen natürlich auch andersrum sein und es soll nicht darum gehen, Männer schlecht zu reden, sondern Frauen zu erklären, woher vielleicht ihr Gefühl von ausgelaugt und erschöpft sein kommt.
Wie kann ich das alles also ändern?
Wie gehe ich mit der mentalen Last um?
Erstmal ist es wichtig, sich dessen überhaupt bewusst zu werden. Sich einfach mal auf der Zunge zergehen zu lassen, was da Tag für Tag mit im Kopf schwirrt. Dann kann es auch einfach helfen, mit seinem Partner oder seiner Partnerin genau über diese Last zu sprechen, einfach mal Beispiele anbringen. Am besten aus der Ich-Perspektive damit das Gespräch nicht ausschließlich als Vorwurf bei deinem Gegenüber ankommt. Viele Familie sortieren ihre Aufgaben inzwischen sogar digital. Ein Planer wie etwa Trello kann helfen, um Aufgaben irgendwo sichtbar zu haben, sodass sie nicht im Kopf schwirren müssen und sie aber jemandem fest zugewiesen werden können. Für dich selber kann es hilfreich sein, eine Liste aller Aufgaben zu erstellen, die so bei euch zuhause anfallen. Mach Spalten mit der Häufigkeit der Aufgabe, wer an die Aufgabe erinnert, wer sie ausführt und wer sie abschließt. Wenn dein Name sehr häufig dabei vorkommt, solltet ihr zuhause vielleicht etwas ändern. Ein wichtiger Punkt ist aber auch, an sich selber etwas zu ändern. Ist es so schlimm, wenn der Partner das Geschenk für den Kindergeburtstag einpackt und das Geschenkpapier nicht exakt dem Geschmack des Geburtstagskindes entspricht? Muss der Mülleimer wirklich jedes Mal nach dem Müll rausbringen sauber gemacht werden? Ist es schlimm, wenn die Pfandflaschen diesmal nicht mitgenommen wurden? Wiege für dich ab, wo es für dich wichtig ist, eine Erinnerung in deinem Kopf zu erstellen und wo nicht.
Es gibt auch weitere hilfreiche Tipps:
„Raus aus der Mental Load-Falle“
Die Autorin Patricia Cammatra hat viele dieser Beispiele und Probleme sehr viel anschaulicher und eingehender beschrieben und gibt vor allem Müttern weitere Ratschläge und Tipps, wie man sich selbst vor der Mental Load-Falle retten kann. Ihr Buch* „Raus aus der Mental Load-Falle“ ist eine Herzensempfehlung und eignet sich auch sehr als Hörbuch. Einige Mamas reden auch online über ihre Erfahrungen mit dem Mental Load und geben ihren Fans Tipps, wie sie selbst besser damit umgehen lernen. Carmushka, bürgerlich Carmen Kroll, zum Beispiel hat mit ihrem Ehemann Niclas Meetings. Das klingt unromantisch, aber so planen sie die Vereinbarkeit von zwei Vollzeit arbeitenden Eltern und ihrer Tochter. Sie stellen sich Fragen, wer in der nächsten Woche, was übernimmt, welche Termine anstehen, was Prio hat und wie man den Fokus für das Kind nicht verliert und genug Zeit als Familie hat. Irgendwo zwischen all den Vorschlägen liegt vielleicht die Lösung für euch.
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Mental Load ist nicht das einzige Problem, dass häufig unausgesprochen bei Frauen zu finden ist. Wusstest du, dass circa 3,8 Millionen Menschen in Deutschland – ausschließlich Frauen – an einem Lipödem leiden. Von vielen Ärzt*innen wird es allerdings immer noch nicht als Krankheit anerkannt. Deshalb wird in diesem Artikel aufgeklärt, wie man ein Lipödem erkennt, wer betroffen ist und was es sonst noch wichtiges zu dem Thema zu wissen gibt. Schau doch mal vorbei und hilf uns über Tabu Themen mehr zu wissen, um mehr darüber reden zu können.