Regenbogenfahnen und Solidarität: Warum der CSD so wichtig ist
Der Christopher Street Day, kurz CSD, ist mehr als nur eine bunte Parade. Der Tag steht für Akzeptanz, Vielfalt und die Rechte der LGBTQ Plus Gemeinschaft.
Jedes Jahr im Sommer, wenn die Sonne scheint und sie alle Farben zum Strahlen bringt, kündigt sich der Christopher Street Day (CSD) an. Auch 2024 war es wieder soweit: Viele Städte, wie Köln, Bonn oder Mannheim (hier alle Termine) verwandelten sich bereits in ein Meer aus Regenbogenfahnen, Musik und ausgelassener Stimmung. Darunter mischten auch viele bekannte Namen der LGBTQ-Community, wie der „Tokio Hotel“- Sänger Bill Kaulitz. Jetzt richten sich alle Blicke auf die kommenden Feiern in Berlin, Stuttgart und Mainz, die am Samstag, den 27. Juli, stattfinden werden. Besonders in Berlin, wo die größte LGBTQ+ Community Deutschlands zuhause ist, erwartet man Hunderttausende von Teilnehmer*innen.
Auch ich schaue gespannt auf die kommende Parade in Berlin und habe mich bereits mit einigen Freund*innen verabredet, um der Parade zuzuschauen und danach mitzufeiern ...
Wer geht zum CSD?
Während die meisten sich auf das Event freuen, haben sich einige im Kreis, die sich selbst nicht zur LGBTQ+ Community zählen, dazu entschieden, nicht teilzunehmen. Ihre Begründung: der CSD sei für sie nicht relevant. Das hat mich nachdenklich gemacht: Warum sollte der CSD für jemanden irrelevant sein, nur weil er nicht persönlich zur Community gehört? Oder haben sie Recht? Sollte man besser von der Parade fern bleiben, wenn es einem nicht um die eigentliche Sache geht?
Ich möchte in diesem Artikel nochmal verdeutlichen, worum es beim CSD wirklich geht und warum auch Menschen, die nicht direkt zur Community gehören, ein Zeichen setzen können.
Fangen wir aber von ganz vorne an: Wo und wann ist der CSD entstanden und seit wann feiern wir ihn in Berlin?
So ist der CSD entstanden
Meine Recherche zur Entstehung des Christopher Street Days (CSD) brachte mich zurück in die 1970er in New York; In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 kam es in der Bar „Stonewall Inn“, einem beliebten Treffpunkt der queeren Community, zu einer Razzia der Polizei. Die Bar in war bekannt für ihr offenes Publikum, sodass die Beamten dort regelmäßig Gäste festnahm, deren Verhalten als „unangemessen“ angesehen wurde. In der Nacht vom 27. auf den 28.06.1969 entstand aus den Festnahmen eine spontane Rebellion gegen die verbreitete Diskriminierung und Unterdrückung von Homosexuellen. Die Ereignisse von damals waren der Beginn eines historischen Widerstands und markieren bis heute den Beginn der modernen LGBTQ+ Bewegung, sodass auch neun Jahre später (1979) der erste CSD in Berlin folgte.
Allerdings hat sich der CSD von einer politischen Demonstration über die Jahre hin zu einem Straßenfest entwickelt, was nicht allen gleichermaßen gefällt ...
„Wir sind hier nicht zum Spaß“ – Zwischen Demonstration und Party
Der CSD ist auch für mich eine Mischung aus politischer Versammlung und Feier. Doch besonders im letzten Jahr (2023) in Dresden gab es aufgrund der dreitägigen Feierlichkeiten Diskussionen über den Status der Parade. Die Behörden argumentierten, dass es eher um die Party als um eine politische Versammlung gehe. In einem Papier der Dresdener Behörde wurde angeführt, dass die Programmpunkte mehr dem Unterhaltungsfaktor dienten als einer politischen Debatte. Laut der TAZ hieß es in einem Papier, die Teilnehmer*innen seien „nicht überwiegend Angehörige der Szene“, sondern „vergnügungswillige Einwohnende“. Es folgte eine heftige Debatte darüber, ob und inwiefern diese Aussagen der Dresdner Behörden queerenfeindlich sind. Auch deshalb wurde beim letzten CSD in Berlin 2023 deutlich betont: „Wir sind hier nicht zum Spaß“, der CSD ist eine politische Kundgebung – kein Spaß.
Vielleicht sollte man sich jedoch erst nochmal bewusst machen, worum es beim CSD eigentlich geht ...
Solidarität, Vielfalt und Sexualität – Darum geht es beim CSD
Meine ersten Gedanken zum CSD sind: Es geht darum, ein starkes Zeichen für mehr Gleichberechtigung, Toleranz und Akzeptanz zu setzen. Für mich ist es eine Gelegenheit, um auf die weiterhin bestehenden Ungerechtigkeiten und Herausforderungen hinzuweisen, mit denen die LGBTQ+ Community konfrontiert ist. Gleichzeitig finde ich auch, dass es eine Feier der Vielfalt und Liebe ist, an der jeder teilnehmen sollte, der das möchte. Es ist ein Moment, in dem wir uns solidarisch zeigen und für die Rechte aller Menschen eintreten, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Auch die Veranstalter betonen, dass für sie der CSD im Zeichen des politischen Protests und der gesellschaftlichen Veränderung stehe. Es gehe darum, auf die Rechte und Anliegen der LGBTQ+ Community aufmerksam zu machen und für mehr Gleichberechtigung, Toleranz und Akzeptanz in der Gesellschaft zu kämpfen.
Die Frage, wer nun auf den CSD gehen sollte, ist damit jedoch noch nicht beantwortet ...
Welche Rolle spielen Allys?
Immer wieder wird betont, dass der CSD nicht nur für die LGBTQ+ Community von Bedeutung ist, sondern auch für alle, die sich als Verbündete, sogenannte Allys, verstehen und für die oben genannten Werte einstehen möchten. Gerade in Zeiten, in denen rechte Strömungen und reaktionäre Kräfte wieder an Einfluss gewinnen, ist es wichtig, das auch heterosexuelle und cisgender Menschen (Menschen die nach dem Geschlecht leben, welches nach der Geburt verkündet wurde) die bunte Flagge zeigen. Dennoch sollte man als Ally queere Menschen in erster Linien behandeln wie alle anderen Menschen auch. Ein einfaches Beispiel: Würdest du den neuen Cis-Kollegen fragen, was er in der Hose hat? Warum also die Transkollegin im Büro darauf ansprechen ...
So läuft der CSD in Berlin ab: Alles zum Start, Ablauf und weitere Infos auf der nächsten Seite!
CSD in Berlin 2024
Es ist mittlerweile der 46. CSD in Berlin mit dem diesjährigen Motto: „Nur gemeinsam stark! – Demokratie braucht Vielfalt!“. Erwartet werden um die 500.000 Menschen und 75 Fahrzeuge. Los geht's in der Leipziger Straße um 11.30 Uhr Die Parade startet dann um 12.00 Uhr und zieht durch Berlin Mitte vorbei am Potsdamer Platz nach Schöneberg bis zur Siegessäule. Ab 15.30 Uhr finden dann Veranstaltungen in Form von Reden und Musikbeiträgen statt.