Die „Brown Sisters“: Fotograf porträtiert seit 40 Jahren vier Schwestern
Diese vier Schwestern wurden für bisher 40 Jahre von einem Fotograf begleitet – und der Unterschied ist verrückt. Wir zeigen dir die „Brown Sisters“.
Im Sommer 1974 machte Fotograf Nicholas Nixon eigentlich ein als für ihn misslungen empfundenes Bild von seiner Frau Bebe und ihren drei Schwestern („The Brown Sisters“). Das ursprüngliche Foto landete dann sogar noch im Müll. Doch gegen allen Erwartungen entwickelte sich dieses vermeintlich missglückte Foto zu einer neuen und ganz besonders einzigartigen Tradition. Ganz abgesehen von der ursprünglichen Einschätzung des Fotos von Nixon starteten die vier Schwestern gemeinsam mit ihm eine Art Foto-Lebenslauf. In den kommenden Jahrzehnten dokumentierte der Fotograf die Schwestern immer wieder mit seiner Kamera – das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. So begann eine fotografische Zeitreise.
Doch wie kam es dann dazu?
Durch Zufall wurde eine Tradition ins Leben gerufen
Ein Jahr später, nachdem Nixon ein neues Gruppenfoto der Schwestern Mimi, Laurie, Heather und seiner Frau Bebe gemacht hatte, das ihm bereits besser gefiel, entstand die alles verändernde Idee, dies nun also zur jährlichen Tradition zu machen. Nach noch einem weiteren Gruppenfoto im folgenden Jahr waren sich dann auch wirklich alle einig, dass fortan jedes Jahr ein Bild der Schwestern entstehen sollte. Damit wurde der Grundstein für die fotografische Dokumentation des Lebens und der Veränderungen der vier Geschwister gelegt.
Doch was waren die Regeln für die Fotos?
Das muss für ein Foto gegeben sein:
Für das Gruppenfoto wurden zwei Grundregeln festgelegt. Regel Nr. 1 besagte, dass die Schwestern immer in derselben Reihenfolge auf dem Bild erscheinen mussten (Heather, Mimi, Bebe und Laurie). Das ist auch nur absolut logisch, denn sonst ist der Veränderungseffekt nach den 40 Jahren Dokumentation ja überhaupt nicht gegeben und wahrscheinlich eher verwirrend als faszinierend.
Es gibt noch eine zweite Regel. Du erfährst sie auf der nächsten Seite.
Das Jahresfoto wird von den Schwestern ausgesucht.
Regel Nr. 2 besagte, dass alle Schwestern gemeinsam entscheiden dürfen und auch sollen, welches Bild als das nächste „Jahresfoto“ aufbewahrt wird. So kann sich jede Schwester auch darauf verlassen, dass sie mit den Fotos zufrieden sind. Logischerweise wurden die Fotos auch jedes Jahr mit der selben Kamera in schwarz-weiß aufgenommen, damit die Fotos auch den selben authentischen Effekt haben.
Die Veränderungen der Schwestern sind absolut überragend.
Die Brown Sisters über die Jahre hinweg.
Der Unterschied ist wirklich unglaublich. Gerade den beiden älteren Schwestern sieht man eine große Veränderung – langsam sind die ersten Fältchen zu sehen und die Haare werden strohiger. Das Bündnis der Schwestern scheint aber dennoch unangefochten zu sein.
Das Projekt wurde auch von der Öffentlichkeit definitiv wahrgenommen.
Das Fotoprojekt landete im Museum!
Die Kernessenz des Projektes: Ein ganz besonderer, persönlicher und dennoch ungewöhnlicher Blick auf die Spuren des Lebens im Laufe der Jahre und somit auch auf die Menschen, die einen auf diesem Weg begleiten. Seit 2006 sind die Bilder der Brown-Schwestern sogar ein wichtiger Teil der Sammlung des weltberühmten New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) und wurden dort sogar in einer speziellen eigenen Ausstellung präsentiert.
Auch in Deutschland fand das Projekt Anklang.
Die Fotoreihe kam auch nach Deutschland!
Die „The Brown Sisters“-Serie von Nicholas Nixon wurde von der Pinakothek der Moderne in München erworben. Die Alexander-Tutsek-Stiftung ermöglichte den Kauf, wie damals die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bekanntgaben. Zum Jubiläum des Projekts wurde diesem 2015 eine Einzelausstellung in der Pinakothek der Moderne gewidmet. Im Jahr 2021 wurde das Projekt dann wieder erneut ausgestellt.
Nicht nur die Schwestern selbst verändern sich im Laufe des Jahre.
Nicht nur die Brown-Sisters verändern sich im Laufe der Jahre.
Die Chronologie der Bilder zeigt natürlich nicht nur offensichtlichen optischen Veränderungen und Stimmungen in der Geschwisterbeziehung, sondern auch die Entwicklung von Mode, sowie den Prozess des Heranwachsens und Alterns im Laufe der Zeit sind durch das Projekt ersichtlich geworden.
Ein paar Fotos haben wir noch.
Die Brown Sisters werden älter.
Im Jahr 1975 wurde das erste Foto von Fotograd Nicolas Nixon geschossen. Die Porträts verkörpern in gewisser Weise die Begrenztheit des Lebens. Die Gesichter durchlaufen den natürlichen Alterungsprozess, die Ausstrahlung der Schwestern transformiert sich von jugendlicher Unberührtheit und Ernsthaftigkeit zu Reife und Zufriedenheit. Jedes einzelne Foto wirkt für sich stark, entfaltet jedoch erst im Zusammenhang seine volle Bedeutung und erzählt somit eine ganz eigene Geschichte.
Was ist das (bisher) letzte Foto der Reihe?
Das letzte Foto der Serie der Brown Sisters.
Im Text zur damaligen New Yorker Ausstellung äußerte sich auch der Fotograf Nixon selbst:
„We joke about it. But everybody knows that certainly my intention would be that we would go on forever no matter what. To just take three, and then two, and then one. The joke question is what happens if I go in the middle. I think we'll figure that out when the time comes.“ – auf deutsch: „Wir lachen darüber. Aber jeder von uns weiß, dass ich das ernst meine: Ich werde mit der Serie für immer weitermachen, bis ich nur noch drei von ihnen fotografiere, nur noch zwei, nur noch eine. Die Frage ist, was passiert, wenn ich in der Mitte verschwinde. Aber das finden wir dann heraus.“
Auf der nächsten Seite siehst du die Fotos noch einmal als Videozusammenschnitt.
Die Transformationen sind doch einfach unglaublich, oder?